a group of people sitting on the ground holding signs

Frauen haben genug: Über den Abschied von toxischer Liebe und das Aufblühen von Selbstbestimmung 

Text: Alexandra Müller

Im Jahr 2025 passiert etwas Spannendes: Frauen auf der ganzen Welt verabschieden sich, und zwar nicht von High-Waist-Jeans oder Aperol Spritz, sondern von der romantischen Liebe zu Männern. Klingt dramatisch, ist aber ganz nüchtern gemeint: aus Gründen von Selbstschutz, Solidarität und Emanzipation. 

Die Bandbreite reicht von «Boy Sober»-Bewegungen bis zu Wiederentdeckungen alter, fast vergessener Konzepte wie den «weiblichen Ehemännern» in afrikanischen Gesellschaften. Immer geht es um die gleiche Frage: Was bringt Frauen wirklich Stabilität, Vertrauen und ein Gefühl von Sicherheit? Eine klassische Paarbeziehung? Oder etwas völlig anderes? 

Wenn Liebe krank macht 

Beatrice Frasl schreibt in ihrem Buch «Entromantisiert euch!» über genau dieses Thema: Wie zerstörerisch Beziehungen für Frauen sein können. Ihr Befund ist bitter und leider wissenschaftlich belegt. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2009 zeigt: Frauen mit einer Krebsdiagnose werden sechsmal häufiger von ihren Männern verlassen als umgekehrt. Gesundheitspersonal wurde daraufhin sogar aktiv angehalten, Patientinnen auf mögliches «Partner-Abandonment» vorzubereiten. 

 «Das Scheidungsrisiko steigt um 60 Prozent, wenn die Frau erkrankt. Unabhängig von der Diagnose.»

Und die schlechte Nachricht: In Europa sieht es kaum besser aus. Die sogenannte SHARE-Studie, die über 18 Jahre hinweg 25›000 Paare in 27 Ländern begleitet hat, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Wenn die Frau zwischen 50 und 65 erkrankt, steigt das Scheidungsrisiko um 60 Prozent – unabhängig davon, ob es sich um eine körperliche oder psychische Krankheit handelt. 

Kurz gesagt: Wer als Frau erkrankt, trägt nicht nur an der Diagnose, sondern riskiert auch gleich noch den Verlust von Beziehung und Stabilität. Romantisch? Eher nicht. 

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Aber Trennung ist Luxus

Natürlich könnte man jetzt sagen: Dann trennt euch halt. Aber so einfach ist das nicht. Denn viele Frauen bleiben finanziell abhängig, weil sie aufgrund von Teilzeitarbeit oder Care-Arbeit weniger in die Altersvorsorge einzahlen konnten. Mit anderen Worten: Wer den Mut hätte, zu gehen, kann es sich oft schlicht nicht leisten. Und auch das ist Teil des Problems. 

Die Antwort? Radikale Bewegungen 

Und genau hier kommen Bewegungen wie das koreanische «4B» ins Spiel. Vier «Neins», die alles sagen: 

  • kein Sex mit Männern, 
  • keine Kinder mit Männern, 
  • keine Dates mit Männern, 
  • keine Ehe mit Männern. 

4B ist kein Nischenphänomen mehr. Seit der Wahl von Donald Trump im November 2024 sind die Google-Suchen dazu in den USA um 450 Prozent gestiegen. 

Etwas milder gibt es noch die «Boy Sober»-Bewegung, die im Prinzip funktioniert wie Dry January, nur dass es nicht um Alkohol, sondern um Männer geht. Frauen verzichten auf romantische Beziehungen – und berichten von einem neuen Freiheitsgefühl. 

a screenshot of a phone

Weibliche Ehemänner: Alte Idee, neue Relevanz 

Und dann gibt es noch das faszinierende, fast historische Modell der «weiblichen Ehemänner» in afrikanischen Gesellschaften wie den Nandi oder den Igbo. Frauen, die durch Status oder Wohlstand abgesichert sind, können andere Frauen «heiraten», sie finanziell unterstützen und auch rechtlich absichern. Kinder werden dann von der verheirateten Frau mit einem biologischen Partner gezeugt, aber die Rolle des «Ehemanns» übernimmt die Frau. Eine uralte Form, Care-Arbeit, Gemeinschaft und Verantwortung neu zu denken. 

a cell phone with a woman's face

Von Männerhass keine Spur 

Wichtig ist: Diese Trends bedeuten nicht, dass Frauen generell «Männer hassen». Vielmehr zeigen sie: Frauen suchen Sicherheit, Nähe und Vertrauen und finden sie zunehmend in Freundschaften, Netzwerken und alternativen Lebensmodellen. 

Und: Männer sind natürlich nicht raus. Aber die nächste Generation wird nur noch dort eine Rolle spielen, wo Empathie, faire Care-Arbeit und Respekt die Basis der Beziehung sind. Ob das für alle romantisch klingt? Vielleicht nicht. Aber es könnte zum ersten Mal langfristig gesund sein. 

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Auf unserem Blog findest du weitere Interviews, Artikel und Beiträge der Frauenzentrale Zürich. Viel Spass beim Lesen!

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