MOTION 20.4216 «MENSCHEN SIND KEINE WARE.
NORDISCHES MODELL FÜR DIE SCHWEIZ»

Am 8. Juni wurde im Nationalrat über die Motion 20.4216 «Menschen sind keine Ware. Nordisches Modell für die Schweiz» diskutiert. Die Frauenzentrale Zürich unterstützt – zusammen mit ihren Partnerorganisationen – dieses Anliegen. Eingereicht wurde die Motion von EVP-Nationalrätin Marianne Streiff.

Die Motion in Kürze:

  • Menschen dürfen in der Schweiz nicht für Sex gekauft werden.
  • Die Schweiz führt das Nordische Modell ein.
  • Es werden Ausstiegshilfen und und effektive Hilfsangebote zur Verfügung gestellt.
  • Die Schweiz lanciert wirkungsvolle Aufklärungskampagnen und Präventionsmassnahmen.

Die Motion verlangt, dass in der Schweiz Menschen nicht mehr für Sex gekauft werden dürfen. Sie will effektive Hilfsangebote zum Ausstieg aus der Prostitution sowie wirkungsvolle Aufklärung und Prävention. Prostitution ist als System zu verstehen, dem Gewalt inhärent ist, welches eine Verletzung der Menschenrechte darstellt und ein Hindernis ist für die Gleichstellung der Geschlechter ist.

Wichtige Zahlen und Fakten über Prostitution in der Schweiz:

  • Frauen prostituieren sich aus einer Notlage heraus oder unter Zwang. (Quelle)
  • 350’000 Männer sind mindestens einmal pro Jahr Freier, rund 13’000 bis 20’000 Frauen sind in der Prostitution tätig, der Jahresumsatz beträgt rund 1 Milliarde Franken (nur der geringste Teil dieses Profits geht an die Prostituierten) und etwa 75% der Frauen in der Prostitution sind Migrantinnen. (Quelle)

Die vier Pfeiler des Nordischen Modells:

  1. Entkriminalisierung: Sich zu prostituieren ist rechtlich explizit erlaubt und das Recht, mit dem eigenen Körper zu tun, was man will, wird nicht angetastet. Es wird anerkennt, dass Frauen (und Männer) Gründe dafür haben, sich zu prostituieren. Jedoch erfahren Prostituierte Schutz und Unterstützung und werden nicht kriminalisiert.
  2. Ausstiegshilfen: Es gibt breite, öffentliche und nachhaltig finanzierte Ausstiegshilfen mit konkreten Ausstiegsangeboten und Alternativen.
  3. Aufklärung und Prävention: Die Gesellschaft wird über konsensbasierte Sexualität aufgeklärt und es gibt Präventionsarbeit (z.B. gegen Loverboys).
  4. Sexkaufverbot: Wer Sex kauft, macht sich strafbar. Zudem werden Dritte bestraft, die Gewinne aus der Prostitution erzielen (z.B. Bordellbetreiber). Weiter gibt es Beratungsangebote für Freier.

Mit dem Nordischen Modell verschwindet die Prostitution nicht in den vermeintlichen Untergrund. Im Gegenteil: Offizielle Evaluationen aus Schweden und Norwegen zeigen, dass es keinen Hinweis auf ein Abrutschen in die Illegalität gibt. (Quelle) Klar ist auch, dass Länder, welche das Nordische Modell eingeführt haben, für Menschenhändler weniger attraktiv sind als Länder, mit einer liberalen Prostitutions-Gesetzgebung, wie die Schweiz. Die Arbeitsbedingungen für Frauen in der Prostitution können sich nicht verschlechtern, ganz im Gegenteil. Eine Studie aus Deutschland (liberale Gesetzgebung) zeigt, dass jede vierte Prostituierte bereits mehrfach vergewaltigt wurde und neun von zehn Prostituierten körperliche Gewalt erleben. (Quelle).

Gesetze haben eine normative Wirkung. Die meisten Menschen halten sich daran. Das heisst: Ist der Sexkauf wie im Nordischen Modell verboten, reduziert sich die Anzahl Freier. Und dort, wo sich die Nachfrage reduziert, reduziert sich immer auch das Angebot.

Die Motion war leider chancenlos (172:11 und 4 Enthaltungen). Enttäuschend ist, dass es zu keiner echten Debatte im Nationalrat kam.

Wir müssen die gesellschaftliche Debatte über das, was das System der Prostitution für die Gleichstellung der Geschlechter in einer Gesellschaft bedeutet, am Leben halten und hartnäckig bleiben.

Die Medien haben das Thema aufgegriffen.

Zudem nahm die Talk-Sendung von Tele Züri das Thema gestern auf und hat Olivia Frei kurzfristig zum Talk eingeladen: TalkTäglich

Wir lassen uns nicht entmutigen und bleiben am Thema dran.

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