zwei Frauen lächeln in die Kamera

Moya Kala – Eine Reise durch nachhaltige Mode und soziale Verantwortung

Text: Alexandra Müller

Als neues Kollektivmitglied erzählt Sabina Gasser, Mitgründerin von Moya Kala, dem nachhaltigen Modelabel mit klarem Fokus auf soziale Verantwortung, von ihren Beweggründen, Mitglied der Frauenzentrale Zürich zu werden. Im Interview gibt Sabina Einblick in die nachhaltige Mission des Modelabels, das in Bulgarien, einem Hotspot des Frauenhandels, produziert.

Frauenzentrale Zürich (FZ): Zuerst einmal: Herzlich Willkommen! Moya Kala wurde erst kürzlich als neues Kollektivmitglieder bei der Frauenzentrale Zürich aufgenommen. Wir freuen uns, dass ihr dabei seid. Kannst du uns mehr darüber erzählen, was dich persönlich dazu bewogen hat, Mitglied der Frauenzentrale Zürich zu werden und wie diese Mitgliedschaft zu deinen eigenen Werten und Zielen passt?

Sabina Gasser: Lieben Dank! Wir sind davon überzeugt, dass die Frauenzentrale Zürich die Themen aufgreift, die auch für uns als nachhaltiges Fashion Label mit Fokus auf soziale Nachhaltigkeit im Fokus steht. Konkret: Wir produzieren ganz bewusst in Bulgarien, leider der traurige Hotspot für Frauenhandel in Europa.

FZ: Was hat euch dazu inspiriert, Moya Kala zu gründen?

Sabina Gasser: Für Moya Kala Co-Gründerin Claudine war und ist es eine Herzensangelegenheit, auf diese traurige Thematik des Frauenhandels aufmerksam zu machen und Verbesserungen für die betroffenen Frauen zu erzielen. Deshalb hat sie das Label Moya Kala geründet.

Wir möchten mit Moya Kala Perspektiven direkt im Land schaffen. Und unsere steigende Bekanntheit dazu nutzen, auch hierzulande ein Bewusstsein zu schaffen, was tatsächlich auch hier in der Schweiz geschieht, nämlich die Ausbeutung von Frauen.

zwei Frauen lächeln in die Kamera
Die Moya Kala Gründerinnen: Claudine Tanner (links) und Sabina Gasser (rechts).

FZ: Könntest du näher erläutern, wie Moya Kala sich für ethische Produktion und Nachhaltigkeit in der Textilbranche einsetzt?

Sabina Gasser: Wir schaffen menschenwürdige, fair entlohnte Arbeitsplätze in Bulgarien. Durch den engen, fast täglichen Kontakt mit der Produktion können wir sicherstellen, dass nicht nur das Arbeitsklima sondern auch die Löhne stimmen. Zudem ist es für uns ein Anliegen, dass die Näherinnen beziehungsweise ihre Arbeit wieder mehr Wertschätzung erlangen. Nähen ist ein anspruchsvolles Handwerk, welches durch Ultra Fast Fashion noch stärker unter Druck geraten ist als je zuvor. Kein Wunder also, dass das Image dieser Arbeit extrem gelitten hat in den letzten Jahren und es immer schwieriger wird, überhaupt noch erfahrene Näherinnen zu finden.

«Nähen ist ein anspruchsvolles Handwerk, welches durch Ultra Fast Fashion noch stärker unter Druck geraten ist als je zuvor.»

FZ: Welche Schritte unternimmt ihr, um sicherzustellen, dass eure Produkte qualitativ hochwertig und umweltfreundlich sind?

Sabina Gasser: Neben unserem Fokus auf faire Arbeitsbedingungen kaufen wir nachhaltige Zutaten und Stoffe von hochwertigen kleineren Produzenten ein, die wir dank unserem Branchen-Knowhow teilweise schon lange kennen. So können wir die Lieferkette so gut wie möglich kontrollieren und sicherstellen, dass wir wissen, was in unserem fertigen Produkt drin ist.

FZ: Kannst du einige konkrete Beispiele dafür geben, wie Moya Kala die Lebensqualität und Arbeitsbedingungen der Näherinnen in Bulgarien verbessert hat?

Sabina Gasser: Was uns am meisten freut: Die Näherinnen haben Freude daran, unsere Produkte herzustellen. Unsere Schnitttechnikerin schätzt die Zusammenarbeit mit uns sehr, da sie auch ihre eigenen Ideen einbringen kann. Während und nach Corona wurde auch Bulgarien von einer massiven Inflation erfasst. Wir haben die Löhne entsprechend angehoben, um die Teuerung immerhin teilweise auszugleichen. Wir konnten dieses Jahr ein erfolgreiches Crowdinvesting durchführen mittels Ausgabe digitaler Aktien. Dies ermöglicht uns nun die Schaffung eines Fonds für die Näherinnen in Bulgarien zur Unterstützung von Weiterbildungen, Ausbildungen für ihre Kinder usw.

Gruppe von Näherinnen
Moya Kala Team aus Bulgarien

FZ: Wie wählt ihr die Materialien für eure Body Basics und Loungewear aus, und welche Rolle spielt Nachhaltigkeit dabei?

Sabina Gasser: Für uns ist wichtig, dass die Qualität und der Tragekomfort an erster Stelle steht, dies ist unser Ausgangspunkt. Wir arbeiten nur mit Lieferanten zusammen, die bereits nachhaltige Stoffe und Zutaten anbieten und wenn möglich auch selber bereits Anstrengungen unternehmen, um ihr Unternehmen so umweltfreundlich wie möglich zu führen, beispielsweise indem sie die Reduktion ihres CO2-Ausstosses, ihres Energie- und Wasserverbrauchs anstreben. Was für Industrieunternehmen selbstverständlich eine riesige Herausforderung bedeutet.

zwei Models in Moya Kala Loungewear
Moya Kala Loungewear

FZ: Welche sozialen und ökologischen Herausforderungen siehst du in der Textilindustrie, und wie versucht Moya Kala diese anzugehen?

Sabina Gasser: Als produzierende Industrie ist auch die Textilindustrie sehr umweltbelastend. Die gesamte Herstellung vom Garn bis zur Färbung und schliesslich die ganze globale Logistik – Textilprodukte sind seit jeher globalisiert und die verschiedenen Rohstoffe kommen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt – sind äusserst wasser-, energie- und auch chemieintensiv. Ungelöst ist die Wiederverwendung bzw. die Rückführung in den Kreislauf. Leider ist der Megatrend aktuell Ultra Fast Fashion und eine nie dagewesene Schwemme billigster Kleidungsstücke. Am einzelnen Teil verdient kaum noch jemand, am wenigsten die Näherinnen. Eigentlich unglaublich, dass im Jahr 2023 so verwerfliche Geschäftsmodelle überhaupt noch so erfolgreich sein können und auch finanziert werden.

Wir als Moya Kala möchten dagegen möglichst hochwertige, langlebige und vielseitig tragbare Kleidungsstücke kreieren. Dies unterstützt dabei, dass Kleidungsstücke häufiger getragen werden.  So trägt frau als Kundin bereits viel zur Nachhaltigkeit in der Fashion-Industrie bei. Und wir möchten unsere Kundinnen so transparent wie möglich informieren. Angefangen von unserem Geschäftsmodell bis hin zu den Materialangaben. Das ist der Vorteil eines jungen Unternehmens – Moya Kala ist seit der ersten Sekunde nachhaltig, unser gesamtes Geschäftsmodell ist bereits nachhaltig aufgebaut, wir verfolgen seit Beginn nur diese Perspektive. Nachhaltigkeit ist unsere DNA.

«Wir als Moya Kala möchten dagegen möglichst hochwertige, langlebige und vielseitig tragbare Kleidungsstücke kreieren.»

FZ: Wie können Verbraucher:innen sicherstellen, dass sie nachhaltige und ethisch hergestellte Kleidung auswählen, und welche Tipps hast du für bewusstes Einkaufen?

Sabina Gasser: Leider ist es für Konsumentinnen nicht einfach, da transparente Informationen noch häufig fehlen. Zudem wird von den Marketing-Abteilungen auch sehr viel Greenwashing betrieben. Aus Erfahrung rate ich, immer nachzufragen, woher etwas kommt, wer die Kleidungsstücke produziert und welche Stoffe verwendet werden. Und auch immer auf der Homepage schauen, wie sich ein Label positioniert, also zu welchem Preis etwas angeboten wird und wie es sich darstellt. Wenn die Marketing-Kampagne beispielsweise vor Privatjets oder auf Jachten geshootet wurde – naja, dann kann sich frau wohl denken, dass die Nachhaltigkeit keine zentrale Rolle spielt. Und ebenfalls wichtig – made in China muss nicht unbedingt schlechter sein als made in Italy. Viele Labels meinen, sie seien bereits nachhaltig, wenn sie beispielsweise made in Portugal als Werbeversprechen abgeben. So einfach ist es aber leider nicht.

FZ: Welche Ziele und Pläne habt ihr für die Zukunft in Bezug auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung?

Sabina Gasser: Wir möchten und müssen wachsen, damit unser Geschäftsmodell nachhaltig erfolgreich sein wird. Aber wir möchten dies nachhaltig- und sozialverträglich tun. Wir wollen Produkte schaffen, die sowohl für unsere Herstellerinnen als auch für unsere Kundinnen einen Mehrwert schaffen und dabei die Ressourcen der Natur so sinnvoll wie möglich nutzen. Wir möchten eine Alternative bieten zu (Ultra) Fast Fashion. Unsere zunehmende Bekanntheit möchten wir dazu nutzen, unsere Aufklärungsarbeit bezüglich nachhaltiger Bekleidung und auch bezüglich Frauenhandel weiter voranzutreiben.

FZ: Abschliessend, was sind die Hauptbotschaften oder Handlungsempfehlungen, die du den Mitgliedern der Frauenzentrale Zürich mit auf den Weg geben möchtest, um nachhaltige und ethische Mode zu fördern?

Sabina Gasser: Qualität vor Quantität – dies gilt übrigens auch für Kinderkleider. Und Kleidungsstücke wieder länger tragen. Wenn online einkaufen, dann sehr gezielt und wenn möglich über nachhaltigere Anbieter als Zalando und Amazon. Denn wir müssen ehrlich zu uns selber sein – online einkaufen und dann die Hälfte zurückschicken ist einfach nicht nachhaltig.

Vermeintliche Schnäppchen-Angebote wie jetzt während Black Friday meiden und dabei immer daran denken – die Unternehmen möchten dir nichts schenken, sie möchten nur, dass du mehr konsumierst.

«Wir müssen den Wert von Bekleidung wieder neu erlernen und schätzen.»

Wir müssen den Wert von Bekleidung wieder neu erlernen und schätzen: Kleidungsstücke sind viel zu billig geworden, ähnlich wie Flüge. Würden die umweltbelastenden Ressourcen zur Herstellung tatsächlich eingerechnet werden, wären Kleidungsstücke um ein Vielfaches teurer.

FZ: Danke vielmals für das spannende Interview!

Dir hat das Interview gefallen? Auf unserem Blog findest du weitere Interviews, Artikel und Beiträge der Frauenzentrale Zürich. Viel Spass beim Lesen!

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