Frau in rosa Pulli lächelnd sitzend an einem Tisch

Gratulation, Bernadette Ritter! Bekannteste Budgetberaterin der Deutschschweiz feiert 10-jähriges Jubiläum

Text: Alexandra Müller 

Die Budgetberatungsstelle der Frauenzentrale wurde 1980 eröffnet. Seit 10 Jahren unterstützt Budgetberaterin Bernadette Ritter Ratsuchende beim Erarbeiten eines persönlichen Budgets, hilft bei finanziellen Fragen und erklärt, wie man sein Geld optimal einteilen kann. Frauenspezifisch, effizient und kompetent. Im Interview spricht Bernadette mit uns über ihre Tätigkeit und erzählt mit welchen Fragen, die Frauen die Beratungsstelle aufsuchen.

Frauenzentrale Zürich (FZ): Wenn man den Namen «Bernadette Ritter» und «Budgetberatung» bei Google eingibt, kommen über 2 Millionen Einträge. Überrascht dich das? 

Bernadette Ritter: Ja sehr – das ist überraschend, wobei dies sicher mit meinem Vornamen Bernadette und meinem Nachnamen Ritter zusammenhängt.  

FZ: Woran erinnerst du dich noch, wenn du an die ersten Beratungen in 2013 denkst? 

Bernadette Ritter: Eigentlich erinnere ich mich nur auf die grosse Vorfreude, wieder in Zürich zu sein und in dieser wunderbaren Stadt arbeiten zu können. Von 1990 bis 1994 habe ich in Wollishofen gelebt und in dieser Zeit zwei Söhne zur Welt gebracht. Für mich war das eine sehr schöne Zeit, weshalb ich immer wieder gerne nach Zürich zurückkomme.  

Die bekannte Finanzberaterin Bernadette Ritter ist seit 10 Jahren als Budgetberaterin für die Frauenzentrale Zürich tätig. In dieser Zeit hat sie über 700 Personen auf der Geschäftsstelle, und während der Pandemie telefonisch, beraten.  

FZ: Wie hat sich die Beratungsstelle und das Angebot in den letzten 10 Jahren entwickelt? 

Bernadette Ritter: Das Beratungsangebot hat sich aufgrund meiner persönlichen Lebenserfahrung als auch mit der zunehmenden Beratungserfahrung kontinuierlich erweitert, weil ich sehr bald bemerkt habe, dass Ratsuchende neben Budgetfragen des Öftern auch ganz andere Themen in die Beratung einfliessen wie beispielsweise Familienangelegenheiten, Partnerschaftsprobleme oder Herausforderung im Zusammenleben mit heranwachsenden Kindern, um nur einige zu nennen.   

FZ: Kannst du das noch ein wenig ausführen?  

Bernadette Ritter: Oft ist es ja nicht so, dass Ratsuchende nicht mit Geld umgehen können oder anders gesagt, einfach zu viel Geld ausgeben. Sehr oft ist eine Konstellation vorhanden, beispielsweise unterschiedliche Meinungen in der Partnerschaft wie das gemeinsame Geld eingesetzt werden muss, was zu Konflikten führt und da stelle ich immer wieder fest, dass Frauen zu oft bereit sind, Abmachungen zu ihrem Nachteil einzugehen. Ich sehe meine Aufgabe auch darin, Frauen zu bestärken, dass sie Anspruch haben auf eine faire Verteilung und bestärke sie, dies dem Partner klarzumachen. Ähnliche Situationen gibt es auch mit den eigenen Kindern. Auch hier sind Mütter bereit, auf sehr vieles zu verzichten, damit die jugendliche Tochter oder Sohn keine Einschränkungen erfahren muss. In meiner Beratung mache ich dann aufmerksam, dass auch ein Kind, das in der Lehre ist oder bereits den Schritt ins Berufsleben gemacht hat, einen angemessenen finanziellen Beitrag leisten kann und soll und es wichtig ist, dass die Mutter auch zu sich schaut und ihre Bedürfnisse nicht komplett in den Hintergrund treten.  

Mütter sind bereit, auf sehr vieles zu verzichten, damit die jugendliche Tochter oder Sohn keine Einschränkungen erfahren muss.

FZ: Die Frauen, die in eine Beratung kommen, haben einen wichtigen ersten Schritt getan. Warum ist das so wichtig? 

Bernadette Ritter: Wo auch immer der Schuh drückt, hat die ratsuchende Frau sich aktiv entschieden, von einer unabhängigen Fachperson Unterstützung zu holen. Allein dieser bewusste Entscheid, die Lösungsfindung selber in die Hand zu nehmen, ist in vielen Beratungen bereits ein sehr wichtiger Schritt zu einer nachhaltigen Verbesserung der persönlichen Situation.  

FZ: Was sind wiederkehrende Themen? Was beschäftigt die Ratsuchenden am meisten? 

Bernadette Ritter: Ich würde da vier Themenbereiche nennen:  

  • Partnerschaft – Die faire Verteilung des Geldes in der Partnerschaft/Ehe bei unterschiedlichen Arbeitseinkommen und ungleicher Mitarbeit in der Haushalt- und Familienarbeit ist eine wiederkehrende Beratungssituation.  
  • Scheidung – Es gibt des Öfteren für Frauen ein böses finanzielles Erwachen bei Scheidung/Trennung, insbesondere wenn auch Kinder involviert sind. 
  • Altersvorsorge – Seit einigen Jahren stelle ich in den Beratungen fest, dass Frauen im Alter von 40plus während des Beratungsgesprächs realisieren, dass ihre finanzielle Situation zum Zeitpunkt der Pensionierung sehr ernüchternd aussieht und eine Verbesserung dieser Situation in den meisten Fällen sehr anspruchsvoll sein wird.  
  • Kinder/Jugendliche – Häufig gibt es Auseinandersetzungen beim Thema Geld zwischen Jugendlichen und Eltern, insbesondere bei Fragen zur Verwendung des Lehrlingslohns oder auch wie ein finanzieller Ausgleich geschaffen werden kann, wenn in der Familie ein Kind eine Lehre macht und das andere Kind aufs Gymnasium geht.       

FZ: Welche Fehler siehst du, die viele Frauen machen? 

Bernadette Ritter: Persönlich finde ich es immer wieder frustrierend, wenn ich sehe, dass sich Frauen ohne rechtliche und damit finanzielle Absicherung in eine Beziehung einlassen, Kinder bekommen und dann bei einer Trennung auf sehr bittere Art feststellen müssen, dass neben all dem persönlichen Schmerz, die finanzielle Situation sehr oft auch total mühsam ist, da der Vater der Kinder nur in einem sehr begrenzten Umfang unterhaltspflichtig ist.   

FZ: Welche Budgetposten werden am ehesten unterschätzt? 

Bernadette Ritter: Die zu zahlenden Steuern für Gemeinde, Kanton und Bund werden leider immer wieder unterschätzt, obwohl hier mit einer einfachen Planung und einer monatlichen Überweisung auf ein separates Konto schon sehr viel erreicht werden könnte. Aber auch die Ausgaben für Abos und elektronische Geräte wie Handys, Laptops, Drucker und Tablets können ganz schön ins Geld gehen. Die Krankenkassenkosten plus die Franchise sind des Öfteren eine grosse Belastung für die Haushaltskasse und es besteht kaum finanzieller Spielraum, um über die Erhöhung der Franchise die Grundprämie zu senken.   

Steuern für Gemeinde, Kanton und Bund werden leider immer wieder unterschätzt.

FZ: Was war dein Highlight in den letzten 10 Jahren auf der Frauenzentrale Zürich? 

Bernadette Ritter: Ein immer wiederkehrendes Highlight in all den Jahren waren die wertschätzenden, persönlich formulierten Rückmeldungen von Ratsuchenden. Das hat mich immer enorm gefreut und mir auch geholfen einige, beispielsweise auf Grund der schwierigen finanziellen Situation sehr deprimierende Lebensgeschichten von Ratsuchenden, besser verarbeiten zu können.  

FZ: Wo siehst du Verbesserungspotential? 

Bernadette Ritter: Die Frauenzentrale bietet entsprechend den Möglichkeiten ein insgesamt breites und wirksames Beratungsprogramm für ratsuchende Frauen an. Handlungsbedarf besteht eindeutig in der Prävention. Hier fände ich es sehr wertvoll, wenn beispielsweise alle Jugendliche, ob in einer Berufsausbildung oder an einer Mittelschule, im Rahmen ihrer Ausbildung die Möglichkeit erhalten, sich vertiefter mit Geld- und Budgetfragen auseinanderzusetzen und dabei auch für einen Umgang auf Augenhöhe in einer Partnerschaft sensibilisiert werden. Solch ein Anliegen übersteigt die Möglichkeiten der Frauenzentrale. Nichtsdestotrotz versuche ich wieder vermehrt, Workshops zum Thema «Umgang mit Geld» in Schulen anzubieten. Während der Pandemie ist dieses Angebot leider zum Erliegen gekommen.    

FZ: Ganz privat: Wo trifft man dich an?

Bernadette Ritter: Sehr gerne bin ich in meinem Garten. Es ist der Ort, wo ich Kraft und Energie aufzutanken kann. Mit dem Fahrrad bin ich gerne unterwegs und für eine schöne Wanderung bin ich immer zu haben, sei dies im schönen Sarganserland oder auf stotzigen Wegen im Tessin.   

FZ: Was möchtest du den Frauen mitgeben?

Bernadette Ritter: Liebe Frauen, vergesst nicht an euere Bedürfnisse zu denken. Denn wenn es euch gut geht, ist vieles leichter zu bewältigen, sei es in der Partnerschaft, im Berufsalltag oder bei der Kindererziehung.   

FZ: Was möchtest du uns noch unbedingt mitteilen? 

Bernadette Ritter: Ich bin immer wieder positiv überrascht, mit welchem Einsatz und Zielstrebigkeit die Frauenzentrale Anliegen von Frauen aufnimmt. Mit dem professionellen Beratungsangebot von Frauen für Frauen leistet die Frauenzentrale einen enorm wichtigen Beitrag, wofür ich sehr dankbar bin.   

Danke Bernadette für deinen unermüdlichen Einsatz, die grossartige Arbeit mit den Klientinnen und deine Loyalität!

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