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Die innere Frauenfeindin

Text: Olivia Frei

«Ui nei, wie die umelauft. Für die Shorts hät die viel z’viel Cellulite!» 

«Die hät sich sicher ufegschlafe oder wie söll die suscht i die Position cho si?» 

Wir kennen es, haben es vielleicht schon mal selbst gedacht oder gehört, wie eine Frau in unserem Umfeld eine solche Aussage über eine andere Frau gemacht hat. Dass es in einer Gesellschaft sexistische Haltungen und Geschlechterstereotypen gibt, die Frauen abwerten: geschenkt. Dass wir Frauen davor nicht gefeit sind, wird oft vergessen. Dieses Phänomen hat einen Namen: Internalisierte Misogynie.  

Was ist das? Es entstehen internalisierte Vorurteile, die auf negativen Einstellungen gegenüber Frauen oder “weiblichen Eigenschaften” basieren. Aufgrund gesellschaftlicher Normen, Erwartungen und Stereotypen. Quasi eine internalisierte Form der Unterdrückung, Diskriminierung und Geringschätzung von Frauen, die Frauen gegenüber anderen Frauen oder sich selbst empfinden. 

«Wänn sie so umelauft, isch sie sälber gschuld wänn d’Männer sich nümm beherrsche chönd.» 

Internalisierte Misogynie zeigt sich beispielsweise wie folgt:  

  • Schönheitsstandards: Die Beurteilung des eigenen Körpers und der Körper anderer Frauen nach gesellschaftlichen Schönheitsidealen.  
  • Slut-Shaming 
  • Gatekeeping von Weiblichkeit: u.a. Kritik an Frauen, die nicht stereotypischen Vorstellung von Weiblichkeit entsprechen und beurteilen wollen, was eine «richtige» Frau ist. 
  • Karriere- und Erfolgsneid: Herabsetzung des beruflichen Erfolgs anderer Frauen.
  • Mutterrolle: Beurteilung von Frauen aufgrund ihrer Entscheidung für Mutterschaft und Kindererziehung.

Mit der internalisierten Misogynie einher geht das Konzept des «Pick Me Girls». Dieser Begriff wird verwendet, um Frauen zu beschreiben, die versuchen, sich von anderen Frauen abzugrenzen, indem sie betonen, wie anders und besonders sie im Vergleich zu anderen Frauen sind. Das «Pick Me Girl» betont also, wie sie die Erwartungen und Standards einer Gesellschaft erfüllt und sich darin von anderen Frauen abhebt. 

«Warum hät die Chind wänn sie so viel schafft? Also ich bin ebe gern mit mine Chind zäme.» 

Durch internalisierte Misogynie wird zum Ausdruck gebracht, wie Frauen ihre eigene Geschlechtergruppe abwerten und sich selbst als eine «bessere» Option präsentieren. Sie äussern sich beispielsweise abwertend über Feminismus oder die Bedürfnisse und Rechte anderer Frauen und suggerieren, dass Frauen, die sich aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert fühlen, dies nur darum so empfinden, weil sie Fehler gemacht haben oder Schwäche zeigen. 

Und die Männer? Sie fühlen sich in ihren patriarchalen Strukturen bestätigt, haben weniger Druck, gegen Geschlechterungleichheiten vorzugehen und können so Machtstrukturen aufrechterhalten. Warum sollen sie ihr Verhalten ändern, wenn selbst andere Frauen sagen, dass leicht bekleidete Frauen sexistische Sprüche ertragen müssen? Oder wenn eine Ungerechtigkeit auf die individuelle Ebene verlagert wird, weil die Kollegin nur deshalb weniger verdient, weil sie zu schlecht verhandelt hat.

Frauen sind sich uneinig: Dann sind sie eben stutenbissig. Denn Frauen sind halt einfach so. Patriarchale Strukturen und Stereotypen, die Frauen vermitteln, dass Frauen in Konkurrenz zueinanderstehen, können ebenso verinnerlicht werden – von Frauen und Männern.  

Wichtig: Internalisierte Misogynie ist nicht die Schuld von Frauen, und auch kein Mann ist davor gefeit misogyne Momente und Überzeugungen zu haben.

Sie ist das Ergebnis einer tief verwurzelten geschlechtsspezifischen Diskriminierung in der Gesellschaft. Die Überwindung von (internalisierten) Misogynie erfordert ein Bewusstsein für diese Muster, die aktive Arbeit an der Solidarität unter Frauen und ständige Selbstreflexion.

Sind wir uns also bewusst: 

«Jeder Mensch hat ein Brett vor dem Kopf – es kommt nur auf die Entfernung an» Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach

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