KAMPAGNE: NUR JA HEISST JA – AUSSER IN DER SCHWEIZ.

Aktuell wird über eine Anpassung des Schweizer Sexualstrafrechts diskutiert. Die Frauenzentrale Zürich will Druck machen, damit der Straftatbestand der Vergewaltigung endlich der Realität angepasst wird – unter anderem mit einer emotionalen und aufrüttelnden Kampagne.

Wer das «Nein» einer Frau missachtet und Sex ohne ausdrückliche Zustimmung hat, landet in zahlreichen Europäischen Ländern nicht selten im Gefängnis. Nicht so in der Schweiz, denn unser Gesetz hinkt einmal mehr gehörig hinterher: Wenn eine Frau sich nicht physisch wehrt – zum Beispiel, weil sie in einem Schockzustand oder anderweitig reaktionsunfähig ist – wird das nicht als Vergewaltigung angesehen. Auch dann nicht, wenn sie zuvor ganz klar «Nein» gesagt hat. Damit geht die aktuelle Rechtsprechung hauptsächlich auf das veraltete und stereotype Bild des wildfremden Vergewaltigers nachts im Park ein. Und dies obwohl knapp 60 Prozent der Vergewaltigungen im Privatumfeld erfolgen und über 80 Prozent der Opfer den Täter kennen.

Entgegen jeglichen Konventionen kommen in der Kampagne für einmal nicht die Opfer, sondern die Täter zu Wort. Fiktive Männer aus dem Europäischen Umland beklagen sich darüber, ihre Verbrechen nicht in der Schweiz verübt zu haben. Denn hier wären sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit viel geringeren Strafen – wenn nicht sogar ganz straffrei – davongekommen.

Olivia Frei von der Frauenzentrale Zürich erklärt, weshalb man diese schockierende Umsetzung gewählt hat und erläutert die Forderung an die Politik: «Wir wollten den Menschen auf dramatische Art und Weise klarmachen, dass die Schweiz – im Gegensatz zu vielen Europäischen Ländern – den Anforderungen der Istanbul-Konvention nicht Folge leistet. Von der Politik fordern wir ein Sexualstrafrecht, in dem die Definition von Vergewaltigung nicht länger auf Gewalt, Nötigung und Widerstand basiert, sondern auf der fehlenden Einwilligung. Zudem fordern wir eine systematische Datenerhebung bei Sexualdelikten sowie ein einheitliches Vorgehen in der gesamten Schweiz bei der Untersuchung und Ahndung von Vergewaltigungen.»

Umgesetzt hat den Film die Zürcher Regisseurin und langjährige Frauenrechts-Aktivistin Luisa Ricar. Es ist nicht ihr erstes Projekt, welches sich gegen Sexismus und Chauvinismus richtet, wohl aber eines ihrer krassesten bisher: «Mit der Kampagne haben wir die Möglichkeit, das stereotype Bild eines Vergewaltigers aufzubrechen und der Realität anzupassen. Die Filme und die scheinbar «normalen» Geschichten der Männer tun weh. Und das sollen sie auch. Es soll klar werden, dass Vergewaltigung etwas ist, das im Alltag geschieht und sich nicht auf dunkle Gassen und wildfremde Täter beschränkt.»
Die Kampagne wird im Vorfeld der Sommersession Online und auf Plakaten zu sehen sein.

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